Im DOC-Team Projekt DoingDivorce wird erstmalig die Verhandlung des ehelichen und familialen Zusammen- bzw. Auseinanderlebens und seiner Folgen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart untersucht. Während die beiden Historikerinnen den Zeitraum von 1783 bis 1938 untersuchen, beschäftigen sich die beiden Soziologinnen mit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
Birgit Dober (Historikerin) untersucht die Aufteilung des ehelichen Vermögens als Scheidungsfolge. Viktoria Parisot (Soziologin) setzt sich mit der Paarkonstellation und der Verhandlung von Verschulden an der Scheidung auseinander. Stephanie Rieder-Zagkla (Historikerin und Rechtswissenschaftlerin) wird sich in dieser Zusammenarbeit mit Sexualität als eheliche Pflicht beschäftigen, die in den Scheidungsverfahren thematisiert wird. Die Verhandlung von Elternschaft in Obsorge- bzw. Pflegschaftsverfahren als Teil des Scheidungsprozesses steht im Untersuchungsfokus von Marlies Zuccato-Doutlik (Soziologin).
Die Zusammenarbeit der einzelnen Dissertantinnen lässt eine detaillierte Analyse von Paar- und Eltern-Kind-Beziehungen und deren Wechselverhältnis mit Gesetz, Rechtsprechung, Argumentation und Umsetzung in Scheidungsprozessen zu. Die Zusammenarbeit von Geschichtswissenschaft und Soziologie ermöglicht es, die Verhandlung dyadischer und intergenerationaler Beziehungen im Zuge von Scheidungen in einem Zeitraum von 235 Jahren (1783 bis 2018) zu untersuchen und Veränderungen bzw. Kontinuitäten im Aushandeln von Scheidung vor Gericht aufzuzeigen. Durch die disziplinenübergreifende Herangehensweise kann schließlich nicht nur die Gegenwart historisiert, sondern auch die Vergangenheit soziologisiert werden.