Displaying Divorce – Gerichtlich dokumentierte Praktiken ehelicher Partnerschaftsauflösung im Zuge von Verschuldensscheidungen in Österreich
In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit Verschuldensscheidungen nach §49 des österreichischen Ehegesetzes. Auf Basis einer soziologischen Analyse von gerichtlichen Dokumenten durch qualitative Fallstudien steht die Frage im Mittelpunkt, wie Scheidungen in Scheidungsakten streitiger Scheidungsverfahren von verschiedenen Akteur:innen wie Ehepartner:innen, Richter:innen oder Anwält:innen verhandelt und (de-)legitimiert werden.
Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Perspektivenwechsels von Scheidung als Desorganisation von Familienbeziehungen hin zur Reorganisation von Familienbeziehungen wird in meinem Projektteil durch einen praxeologischen Zugang erforscht, welche alltäglichen Praktiken in Partnerschaften als ehezerstörerische Scheidungsgründe vorgebracht, verhandelt und anerkannt werden.
Ich habe mich dabei vorerst mit den methodologischen Implikationen beschäftigt, die die soziologische Analyse von Gerichtsakten mit sich bringt. Nun widme ich meine Analyse den gesellschaftlichen und rechtlichen Normvorstellungen zu Partnerschaft, die die Verhandlungen prägen und lege einen Fokus darauf, welche Dimensionen eines Lebenslaufs (z.B. Gesundheit, Sorgearbeit, Erwerbsarbeit oder Konflikt- und Emotionsmanagement) in den Scheidungen thematisiert werden und wie diese Dimensionen vor Gericht problematisiert werden.